Definition
Optimismus bedeutet eine vorwiegend positive Lebenshaltung bzw. -einstellung, bei der die Dinge und Situationen von ihren guten Seiten betrachtet werden. Bei zukünftigen Situationen wird mit dem Besten gerechnet. Optimistische Menschen legen ihren Fokus auf Dinge, die gut laufen und funktionieren. Sie vertrauen besonders in schwierigen Situationen darauf, dass sich alles zum Besten wenden wird. Der Begriff Optimismus stammt aus dem Lateinischen "Optimum” = das Beste. Optimisten hoffen und erwarten also immer das Beste in jeder Situation.
Welche Arten von Optimismus gibt es?
Experten unterscheiden vielfältige Formen des optimistischen Denkens. Auch wenn sie alle die positive Einstellung vereint, ist nicht jede Art von Optimismus gleich. Hier drei besonders häufig vorkommende Arten:
- Naiver Optimismus:
Naiver Optimismus unterschätzt Risiken oder Probleme. Wahrscheinlichkeiten werden zu optimistisch bewertet. Dinge werden schöner geredet, als sie tatsächlich sind. Das Risiko zu scheitern wird zu niedrig eingeschätzt, die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs deutlich zu hoch. - Unrealistischer Optimismus:
Bei unrealistischem Optimismus werden Fakten ignoriert. Die Wirklichkeit wird durch eine rosarote Brille betrachtet. Auch dann, wenn etwas definitiv unrealistisch ist, wird ein positives Endergebnis erwartet. Der unrealistische Optimismus erinnert an reines Wunschdenken. - Realistischer Optimismus:
Realistischer Optimismus ist die vernünftigste Form des Optimismus. Sie verbindet optimistisches Denken mit Realismus. Man spricht auch von gefestigtem Optimismus. Der Grundgedanke hierbei: Dinge wenden sich zum Besten, weil sie es können. Ein realistischer Optimist kann sogar in schwierigen Situationen einen Sinn finden und etwas Positives darin erkennen.
Hierzu ein paar Beispiele:- Ist ein Arbeitskollege sehr unfreundlich und verbreitet schlechte Stimmung, so gehen realistische Optimisten davon aus, dass dieser heute einen besonders schlechten Tag hat und sich sonst nichts Schlechtes dabei denkt.
- Will im Moment nichts funktionieren und alles läuft gerade schief, so lautet die Reaktion eines realistischen Optimisten: "Dann kann es jetzt ja nur noch besser werden!”
- Ein realistischer Optimist sieht hinter der Absage einer Bewerbung die Chance, möglicherweise ein noch besseres Jobangebot zu bekommen.
Vorteile von Optimismus
Wir leben im Moment in einer besorgniserregenden Zeit. Die Medien sind voll mit negativen Geschichten und deprimierenden Gedanken.
Das Leben besteht aber nicht nur aus Finsternis und Untergang. Es gibt immer viel mehr Positives als Negatives. Es ist jedoch so, dass das Positive oft für selbstverständlich gehalten wird und sich der Fokus auf das Negative richtet. Doch jeder Mensch kann seinen Teil dazu beitragen, dass es anderen besser geht.
Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass sich Optimisten im Vergleich zu Pessimisten stärker für ihre Ziele einsetzen und diese somit auch erfolgreicher erreichen. Sie sind mit ihrem Leben zufriedener und haben eine bessere körperliche und geistige Gesundheit.
Menschen neigen eigentlich von Natur aus dazu, optimistisch zu sein. Wer glaubt, dass die Zukunft positiv sein wird, ist eher bereit, Energie und Zeit zu investieren, um dies auch zu erreichen.
- Beruflicher Erfolg:
Optimisten sehen Probleme und Schwierigkeiten im Berufsleben als Chance an. Wer an den eigenen Erfolg glaubt und überzeugt ist, seine Ziele zu erreichen, wird genau das auch häufig schaffen.
Durch die positive Einstellung trauen sich Optimisten oft mehr zu, als dies Kollegen mit einer pessimistischen Einstellung tun. Die innere Einstellung wird so zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Eine Studie der Universität Erlangen-Nürnberg besagt, dass Optimisten bessere soziale Unterstützung erhalten und auch mehr verdienen können. - Zwischenmenschliche Beziehungen:
Ständig mit Miesepetern und Schwarzmalern umgehen möchte kaum jemand.
Optimisten werden bessere zwischenmenschliche Beziehungen nachgesagt. Sie haben ein größeres soziales Netzwerk und mehr Freunde.
Menschen mit einer positiven Lebenseinstellung sind laut einer Studie der Uni Mannheim williger, Kompromisse einzugehen. Sie können demnach besser mit Konflikten bei Freundschaften und in Partnerschaften umgehen. Ob beruflich oder privat: Optimisten ziehen andere Menschen an. - Seelisches Wohlbefinden:
Krisen sind unvermeidlich. Doch mit einer optimistischen Denkweise können diese besser und schneller überwunden werden.
Menschen, die ihre Lebenslage positiv betrachten, können Rückschläge und Krisen oft besser bewältigen. Ursache könnte sein, dass sie mit den eigenen Emotionen und Handlungen sinnvoller umgehen können. Sie sind durch dieses Verhalten deutlich weniger in Gefahr, an Angststörungen oder Depressionen zu erkranken.
Optimismus steigert die Resilienz und führt so zu größerer psychischer Stabilität. - Längeres und gesünderes Leben:
Optimisten haben ein besseres Immunsystem, leiden weniger unter Stress und sie erholen sich nach Krankheiten oder Operationen schneller. Zudem haben sie auch ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Optimisten in der Regel länger leben als Pessimisten. Eine amerikanische Studie besagt, dass die Wahrscheinlichkeit, mit einer positiven Lebenseinstellung älter als 85 Jahre zu werden, bei optimistischen Frauen 50 Prozent höher liegt als bei den pessimistischen. Bei optimistischen Männern beträgt der Unterschied sogar 70 Prozent.
Kann man Optimismus auch übertreiben?
Im Grunde ist an einer positiven Lebenseinstellung nichts verkehrt. Dankbarkeit macht glücklich, Hoffnung baut uns auf und ein Lächeln weckt Sympathie beim Gegenüber.
Doch wie mit allem im Leben kann man es auch mit Optimismus übertreiben. Auf der Welt gibt es auch Schattenseiten und diese zu oft auszublenden kann nicht gut gehen. Aus diesem Grund hat sich in der Psychologie der Begriff “Toxic Positivity” durchgesetzt.
Ein übertriebenes positives Denken kann erwiesenermaßen schädlich sein.
Langfristig gesehen kann übertriebener Optimismus Menschen isolieren und einsam machen. Immer nur alles positiv zu sehen ist unglaubwürdig und unrealistisch.
Um zu erkennen, dass es jemand mit dem Positiven Denken ein bisschen übertreibt sind folgende Sätze ein Signal:
- “Sieh es positiv.”
Alles im Leben hat mehrere Seiten. Es gibt negative, positive, traurige, lustige und viele mehr. Das Leben in seiner Vielfalt anzunehmen heißt, sich mit möglichst vielen dieser Seiten zu beschäftigen. Man muss sich auf alle einlassen - nicht nur auf positiven Seiten. - "Scheitern ist keine Option.”
Fehler und Scheitern gehören zum Leben. Fehler sind die Voraussetzung, um zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Fehler und Scheitern lösen jedoch Enttäuschung und Verunsicherung aus. Das gilt es zu spüren und auszuhalten. Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag "Fehlerkultur”. - "Denk´ nicht darüber nach, sei optimistisch.”
Immer vom Schlimmsten auszugehen oder sich über alles Sorgen zu machen ist sicherlich nicht motivierend. Doch manchen Menschen hilft es, mögliche negative Szenarien durchzuspielen. So können sie sich vorbereitet fühlen oder sich auch vor Situationen schützen, an denen sie zerbrechen würden. - " Es könnte ja alles noch viel schlimmer sein.”
Der Gedanke, dass eine Situation noch schlimmer sein könnte, kann in manchen Situationen tatsächlich tröstlich sein. Diese Feststellung jedoch ändert nichts an der Situation selbst oder an den unangenehmen Emotionen, die sie auslöst. - "Gib niemals auf.”
Wenn wir erkennen, dass es besser für uns ist aufzugeben, als einem falschen Weg zu folgen, ist Aufgeben keine Schande. Den richtigen Weg zu finden ist oft nicht einfach. Es zeugt von Stärke und Mut, hier aufzugeben und eine neue Richtung zu suchen. - "Es gibt für alles einen höheren Grund.”
Es spricht nichts dagegen, im Glauben und der Spiritualität Kraft und Hoffnung zu suchen. Manches Mal ist die Welt jedoch ungerecht und eine höhere Ordnung ist nicht zu erkennen. Darüber auch einmal frustriert zu sein, ist völlig in Ordnung. - "Mit der richtigen Einstellung kann man alles schaffen.”
Mit der richtigen Einstellung kann man in den meisten Fällen ganz gut zurechtkommen. Wir können und müssen aber nicht alles schaffen. Alles, was zu uns gehört, hat seine Berechtigung: Unlust, Müdigkeit oder mangelnde Ausdauer. Der Mensch ist viel mehr als nur sein Mindset. - "Don't worry, be happy.”
Wer sich Sorgen macht, kennt das: Sorgen können ausarten und sich dabei in Untätigkeit und Grübelzwänge verwandeln. Menschen können aber nicht dauerhaft immer nur glücklich sein. Irgendwann verliert das Glück seinen Wert. Wir empfinden einen Mangel. Und manchmal fühlt man sich einfach nur mies.
Wer auch Negatives anerkennt und zulässt, für den bleibt das Positive wirklich positiv. - "Grenzen existieren nicht, es gibt nur Ziele.”
Ziele geben Orientierung im Leben. Es gibt jedoch keine Garantie dafür, dass Sie uns den richtigen Weg zeigen. Wer vor einem Ziel an eine Grenze stößt, die nicht überwunden werden kann, darf darüber auch enttäuscht und traurig sein. Es gibt jedoch keinen Grund, diese Grenze nicht zu akzeptieren.
Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag "Ziele - Orientierung und Motor um Träume und Pläne zu verwirklichen”.
Es gilt also ein gesundes Maß zu finden: Positives zu erkennen und zu schätzen, das Negative zu sehen und richtig damit umzugehen.
Das jedoch sieht von Mensch zu Mensch unterschiedlich aus. Mancher ist von Natur aus optimistisch. Ein anderer kann mit einer pessimistischen Einstellung besser fahren und auch gesünder leben.
Optimismus üben: Tipps für den Alltag
Wir alle stecken häufig in festgefahrenen Handlungs- und Gedankenmustern fest. Es kostet Energie und Kraft, daran etwas grundlegend zu ändern. Auch geschieht dies nicht von heute auf morgen und sicherlich nicht nebenher.
Für mehr Freude, Leichtigkeit und Glück im Leben lohnt es sich aber, diese Energie aufzubringen.
Je öfter es gelingt, sich bewusst dafür zu entscheiden, alte negative Muster zu durchbrechen und durch neue, positive zu ersetzen, desto mehr können diese verinnerlicht und umgesetzt werden.
Tipps für den Alltag:
- Das Gute in einer Situation suchen
Es ist beim besten Willen kein Parkplatz zu finden? Lassen Sie das Auto stehen und nutzen Sie die Chance auf einen Spaziergang.
Die Zutaten für Ihr Rezept zum Abendessen sind im Supermarkt gerade ausverkauft? Experimentieren Sie einfach mit etwas Neuem. - Meiden Sie Miesmacher
Halten Sie bewusst Abstand zu Menschen mit negativer Energie. Umgeben Sie sich mit denjenigen, in deren Nähe Sie sich wohlfühlen, die Ihnen gut tun und die Sie inspirieren. - Erkennen Sie Ihre negativen Glaubenssätze und ersetzen Sie sie durch positive
Statt "das schaffe ich nie” zu denken, sagen Sie sich vor größeren Herausforderungen: "Ich wachse mit meinen Aufgaben. Ich kann jede Herausforderung bewältigen.” - Praktizieren Sie Dankbarkeit
Auch wenn sich wieder einmal alles schlecht anfühlt und die ganze Welt gegen Sie zu sein scheint: Es gibt bestimmt trotzdem sehr viele Dinge in Ihrem Leben, für die Sie dankbar sein können. Erkennen Sie diese Dinge und seien Sie dankbar dafür. - Verlassen Sie die Opferrolle
Sie können nicht alle Situationen, die das Leben für Sie bereithält, beeinflussen. Sie können aber sehr wohl entscheiden, wie Sie damit umgehen und was Sie aus der Situation machen.
Sie können die volle Verantwortung für Ihr Leben übernehmen. Sie haben es in der Hand, das Leben zu gestalten, das Sie führen wollen und die Person zu sein, die Sie sein wollen. Das ist positives Denken.
Sie allein entscheiden über Ihre Gedanken.
Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag "Opferrolle? Du hast es selbst in der Hand!”
Negative Gefühle wie Frust, Wut und Trauer gehören natürlich trotzdem zum Leben dazu. Sie dürfen bewusst gefühlt und verarbeitet werden. Wer diese Emotionen auf Dauer verdrängt, wird möglicherweise irgendwann umso stärker von ihnen eingeholt werden.
Akzeptieren wir also, wenn wir einen schlechten Tag haben oder wenn es uns einmal nicht gut geht. Und dann können diese negativen Gedanken auch ganz bewusst wieder losgelassen werden. Unterstützung auf dem Weg zu mehr Optimismus bietet auch ein Coaching oder ein persönliches Beratungsgespräch.

Über den Autor - Sebastian Wächter
Sebastian Wächter hat als 18-Jähriger die radikalste Veränderung seines Lebens erfahren. Er stürzt beim Wandern und bricht sich das Genick. Seitdem sitzt er im Rollstuhl - er ist querschnittsgelähmt und kann weder seine Beine noch seine Finger bewegen. Auch ein Großteil seiner Armmuskulatur ist gelähmt. Dennoch gelingt es ihm, sich ein eigenständiges Leben und seine Selbstständigkeit zurückzuerobern. Er hat über Jahre ein Mindset entwickelt, durch das er es geschafft hat, große Herausforderungen zu meistern und ein erfolgreiches Leben zu führen. Die Grundlage hierfür war allerdings ein langer Weg zur Akzeptanz seines Schicksals, erst hierdurch startete seine erfolgreiche Veränderung. Heute ist Sebastian Keynote Speaker und gibt Unternehmen Impulse, wie aus Veränderung auch Fortschritt werden kann. Er wurde inzwischen mehrfach ausgezeichnet und gehört zu den "Top-100-Speakern" von Speakers Excellence. Ebenso unterstützt er als Coach Privatpersonen im Umgang mit Veränderung. Sein neues Buch trägt den Titel „Change Mindset“.
Fazit
Als Zusammenfassung lässt sich sagen, dass Optimismus ein starker Resilienzfaktor ist. Optimismus stärkt nicht nur die Fähigkeit, mit Stress umzugehen, sondern hat auch einen positiven Einfluss auf die psychische und körperliche Gesundheit.
Wichtig hierbei ist es zu verstehen, dass Optimismus nicht bedeutet, negative Aspekte zu leugnen oder die Realität zu ignorieren. Optimismus bedeutet, trotz Herausforderungen und Schwierigkeiten hoffnungsvoll und positiv in die Zukunft zu schauen.
“Die wahren Optimisten sind nicht überzeugt, dass alles gut gehen wird, aber sie sind überzeugt, dass nicht alles schief gehen kann.”
(Friedrich Schiller)