Mentale Stärke - wie Gedanken stark machen

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Manche Menschen können mit Herausforderungen und Stress besser umgehen als andere. Das liegt möglicherweise daran, dass einige mental stärker sind. So kann es ihnen leichter fallen, Probleme so anzunehmen, wie sie erscheinen. Wir definieren den Begriff mentale Stärke und stellen die Frage, warum diese wichtig ist und wie sich mentale Stärke im Alltag und im Berufsleben äußert. Trainingstipps für mentale Stärke können Sie hier erhalten.

Definition

Mentale Stärke bedeutet, davon überzeugt zu sein, mit der eigenen Einstellung, den eigenen Gedanken und Gefühlen sein Verhalten und das Leben beeinflussen zu können. Mental starke Menschen gehen davon aus, die Lage unter Kontrolle zu haben und entwickeln in belastenden Situationen seltener Gefühle der Hilflosigkeit und  Verzweiflung. Sie vertrauen darauf, auf ihre Ressourcen zurückgreifen zu können, sind oft optimistischer und überzeugt davon, dass sich alles, was sie tun, in irgendeiner Weise auswirken wird. Mental starke Menschen strengen sich oftmals mehr an als andere, ihre Ziele zu erreichen und haben dementsprechend vielfach mehr Erfolg.

Das 4C-Modell von Keith Earle und Peter Clough

Laut der britischen Psychologen Keith Earle und Peter Clough zählen insgesamt vier Bereiche zu mentaler Stärke:

Confidence (Selbstwirksamkeit) - mental starke Menschen sind voll von ihren Fähigkeiten überzeugt
Commitment (Selbstverpflichtung) - mental starke Menschen fokussieren sich auch in schwierigen Situationen auf ihr Ziel
Control (Kontrolle) - mental starke Menschen sind überzeugt davon, dass sie die Dinge kontrollieren können und die Zügel in der Hand halten
Challenge (Herausforderung) - mental starke Menschen suchen fortwährend neue Herausforderungen, sie sehen darin keine Bedrohung sondern die Chance für ihr persönliches Wachstum

4C-Modell von Earle und Clough

Merkmale mentaler Stärke

Mentale Stärke ist kein angeborenes Talent. Sie ist eine Fähigkeit, die jeder entwickeln kann. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken und Emotionen und durch gezieltes Training ist es möglich, seine mentale Stärke weiterzuentwickeln und zu stärken. 

    • Mit Stress gelassen umgehen: Mentale Stärke geht oft Hand in Hand mit der größeren Fähigkeit, gelassen mit Stress umzugehen. Menschen, die mental stark sind, lassen sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Sie bewahren auch in schwierigen Situationen eine klaren Kopf. Sie sehen Stress als einen natürlichen Teil des Lebens an und betrachten ihn als Chance zur Weiterentwicklung.
    • Gesundes Selbstvertrauen: Mental starke Menschen haben Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und ihre Entscheidungen. Sie lassen sich weniger von Unsicherheiten und Zweifeln beeinflussen und vertrauen auf ihr Wissen und ihre Stärken.
    • Zu den eigenen Schwächen stehen: Es gibt keinen Grund, sich für Schwächen zu schämen -  jeder Mensch hat Schwächen. Zur mentalen Stärke gehört es, seine Schwächen anzunehmen, dazu zu stehen und sich mit anderen zu umgeben, die diese Schwächen ausgleichen können.
    • Grenzen setzen: Man kann es nicht jedem Recht machen und das ist auch nicht nötig - auch wenn man sein Gegenüber dadurch möglicherweise verärgert. Ein Zeichen für mentale Stärke ist die Fähigkeit, Grenzen zu setzen und auch einmal Nein sagen zu können.
    • Gut alleine sein können: Wer mit sich alleine ist, hat mehr Zeit sich mit seinen Gefühlen und Gedanken auseinanderzusetzen. Mental starke Menschen haben keine Probleme mit dem Alleinsein und können auch mit sich selbst zufrieden und glücklich sein.
    • Authentisch leben: Mental starke Menschen treffen Entscheidungen, die ihren eigenen Werten entsprechen. Sie lassen sich nicht von anderen Denkweisen verunsichern. Sie leben authentisch.
    • Verantwortung übernehmen: Menschen, die mental stark sind, übernehmen die volle Verantwortung für ihre Entscheidungen und für ihr Leben. Sie akzeptieren das, was nicht zu ändern ist und ändern das, was sie ändern können.
    • Negative Emotionen kontrollieren: Mental stark zu sein bedeutet nicht, keine negativen Emotionen zu haben. Es bedeutet vielmehr, dass man gelernt hat, diese zu kontrollieren. Mental starke Menschen erkennen ihre Emotionen und können angemessen darauf reagieren. Sie können Gefühle wie Angst, Wut oder Trauer kanalisieren und konstruktiv nutzen und lassen sich nicht von ihnen überwältigen.
    • Veränderungen akzeptieren: Veränderungen gehören definitiv zum Leben dazu. Mentale Stärke zeigt sich im Umgang mit diesen. Mental starke Menschen akzeptieren Veränderungen, lassen sich nicht von ihnen einschüchtern und können sich schnell an neue Gegebenheiten anpassen. Veränderungen werden als Chance für persönliche Entwicklung und Chance für Wachstum gesehen.
    • Ziele fokussieren: Menschen, die mental stark sind, haben klare Vorstellungen von den Zielen, die sie erreichen wollen, und bleiben fokussiert auf ihrem Weg dorthin. Hindernisse entmutigen sie nicht, sie suchen nach Lösungen und machen weiter, bis sie das Ziel erreicht haben.

Warum ist mentale Stärke wichtig?

Mentale Stärke hilft dabei, das Leben leichter zu leben und mehr zu genießen. Das ist ein wichtiger Punkt, warum sich mentale Stärke als Eigenschaft lohnt. Durch mentale Stärke können definitiv größere Ziele erreicht werden.

Je größer ein Ziel jedoch ist, desto mehr Hindernisse wird es auf dem Weg geben. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, wird Resilienz benötigt. Resilienz beschreibt die Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen, und trifft damit die Bedeutung von mentaler Stärke recht gut. Wer resilient ist, zählt zu den Stehaufmännchen im Leben, die sich nach jeder Niederlage wieder aufrichten und den Blick nach vorne richten.

Letztlich geht es im Leben darum immer wieder Ja zum Leben zu sagen und zu versuchen, das eigene Leben so zu gestalten, wie man es für richtig hält, um erfolgreich und zufrieden zu werden.

Mentale Stärke hilft dabei, denn wer schneller nach Niederlagen wieder aufsteht und wessen Frustrationsschwelle höher ist, ärgert sich weniger über Dinge, die nicht zu ändern sind.

Manchmal wollen Emotionen aber auch ausgelebt werden. Manchmal ist es wichtig, wütend zu werden oder traurig. Doch viele sind gefangen in diesen negativen Emotionen oder in Stress. Langfristig gesehen schadet das. Mental stark zu sein bedeutet hier, aus diesen Emotionen bewusst auszusteigen und selbst zu entscheiden, dass ich mich jetzt und hier anders fühlen möchte und aktiv dagegen anzugehen.

Mentale Stärke im Berufsleben

Wer kennt das nicht? Man hat sich vorgenommen, seine Aufgaben planmäßig zu erledigen und nichts aufzuschieben, doch aufgrund verschiedener Ablenkungen wie Telefonanrufen, E-Mails oder Gesprächen mit Kollegen gelingt es wieder einmal nicht. Die Frage kommt auf: Was hat mich von meinen Plänen abgehalten, was wird benötigt, um die geplanten Vorhaben durchzuziehen? Die Antwort ist relativ simpel: mentale Stärke. Sie ist die Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen volle Leistung zu erbringen und beinhaltet wichtige Eigenschaften wie Zielstrebigkeit, Selbstbewusstsein, Konzentration und Motivation. Menschen mit einer hohen mentalen Stärke haben demzufolge eine höhere Leistungsfähigkeit, weniger Ängste vor schwierigen Herausforderungen und längeres Durchhaltevermögen als diejenigen mit niedriger mentaler Stärke.

In der heutigen Arbeitswelt werden diese Merkmale bei Mitarbeitern gefordert und gewünscht und sind somit von großer Bedeutung für den unternehmerischen Erfolg. Eine wichtige Aufgabe in Unternehmen ist es daher, die mentale Stärke der Mitarbeitenden und Führungskräfte gezielt zu fördern. 

Mentale Stärke ist zudem eine Fähigkeit, die sich durch innerbetriebliche Gesundheitsmaßnahmen sehr gut trainieren lässt. So wie beim Körper-Training gilt es auch hier, regelmäßige Trainingseinheiten durchzuführen, um dauerhafte Fortschritte zu erzielen. Innerbetriebliche Workshops oder externe Coaching-Maßnahmen helfen bei der Durchführung. Wichtig dabei ist es zu beachten, dass jeder Mitarbeiter andere Fähigkeiten und Vorlieben hat und daher individuell gefördert werden sollte. Wer mentale Stärke besitzt, ist auch erfolgreich im Job.

Mentale Stärke im Berufsleben

Über den Autor - Sebastian Wächter

Sebastian Wächter hat als 18-Jähriger die radikalste Veränderung seines Lebens erfahren. Er stürzt beim Wandern und bricht sich das Genick. Seitdem sitzt er im Rollstuhl - er ist querschnittsgelähmt und kann weder seine Beine noch seine Finger bewegen. Auch ein Großteil seiner Armmuskulatur ist gelähmt. Dennoch gelingt es ihm, sich ein eigenständiges Leben und seine Selbstständigkeit zurückzuerobern. Er hat über Jahre ein Mindset entwickelt, durch das er es geschafft hat, große Herausforderungen zu meistern und ein erfolgreiches Leben zu führen. Die Grundlage hierfür war allerdings ein langer Weg zur Akzeptanz seines Schicksals, erst hierdurch startete seine erfolgreiche Veränderung. Heute ist Sebastian Keynote Speaker und gibt Unternehmen Impulse, wie aus Veränderung auch Fortschritt werden kann. Er wurde inzwischen mehrfach ausgezeichnet und gehört zu den "Top-100-Speakern" von Speakers Excellence. Ebenso unterstützt er als Coach Privatpersonen im Umgang mit Veränderung. Sein neues Buch trägt den Titel „Change Mindset“.

Tipps für mentale Stärke

Unsere Leistung kann durch negative Gedanken nachlassen, sei es beim Sport, im Berufs- oder im Privatleben. Mentale Stärke zu zeigen ist aber manchmal einfacher gesagt als getan. Sie kann jedoch trainiert werden und hier ein paar Tipps dazu:  

  • Vorbereitung: Um auch in Ausnahmesituationen gelassen und konzentriert zu bleiben, setzt man sich am besten schon im Vorfeld damit auseinander. Für einen Marathonlauf wird ja auch schon wochenlang vorher trainiert. Wer sich intensiv mit einer Aufgabe auseinandersetzt, kann diese auch selbstbewusst meistern.
  • Motivation: Sich Situationen vorzustellen, in denen bereits das gesetzte Ziel erreicht wurde, setzt Glücksgefühle frei, die dabei helfen, sich für die nächste Herausforderung zu motivieren.
  • Selbstgespräche führen: Studien um den britischen Sportpsychologen Andrew M. Lane belegen den Effekt positiver Selbstgespräche und Affirmationen. Jeder Mensch kann sich selbst anfeuern mit Sätzen wie “Ich gebe nicht auf. Ich habe alles, was ich zum Durchhalten brauche. Ich kann das.”. In der Fachsprache heißt das Selbstregulation. Menschen, die sich selbst bestärken, haben mehr Energie, fühlen sich erfolgreicher und erreichen so ihre Ziele.
  • Fokussiert bleiben: Fokussiert zu bleiben hat im Zusammenhang mit mentaler Stärke zwei Dimensionen. Zum einen bedeutet es, immer das Ziel im Auge zu behalten. Weiterhin heißt fokussiert bleiben, im Falle von Rückschlägen oder Krisen die Gedanken weiterhin auf die eigenen Fähigkeiten zu fokussieren und sich von nichts entmutigen oder ablenken zu lassen. Der ehemalige olympische Zehnkämpfer Frank Busemann hat den Satz geprägt: “Siege finden überwiegend im Kopf statt”. Das bedeutet, wer im Beruf, im Sport oder im Privatleben fest an sich glaubt, kann auch seine Ziele erreichen.
  • Ängste zulassen: Anstatt Zweifel, Sorgen und Ängste zu verdrängen, ist es besser, diese Gefühle anzunehmen und zu ihnen zu stehen. Es ist ganz normal, dass Probleme und Herausforderungen diese Gefühle auslösen können und es ist in Ordnung, Respekt vor wichtigen Entscheidungen zu haben.
  • Negative Gedanken stoppen: Manche Menschen flüchten bei einem Schicksalsschlag in die Opferrolle oder versinken in Selbstmitleid. Negative Gedankenspiralen ändern jedoch nichts an der Situation. Vielmehr ist es hilfreich, sich auf seine Stärken zu konzentrieren und mit voller Zuversicht “Ich schaffe das” zu denken.
  • Ruhe bewahren: Wer voller Aufregung und Angst kurz vor einer herausfordernden Situation steht, dem hilft es oft, für einen Moment abzuschalten und so Ruhe zu bewahren. Bewährte Mittel dazu sind beispielsweise Musik hören, Yoga praktizieren, spazieren gehen oder einfach eine Tasse Tee zu trinken. Jedem tut etwas anderes gut. Egal was man macht, Hauptsache ist, man kann dabei entspannen. In der Ruhe liegt die Kraft.
  • Veränderungen akzeptieren: Veränderungen gehören zum Leben. Sosehr man sich auch Kontinuität und Sicherheit wünscht, was geschieht das geschieht. Wer mentale Stärke trainiert, muss den Wandel akzeptieren. Das Ziel heißt zu lernen, sich schneller und leichter anzupassen, geistig flexibel zu bleiben und optimistisch in die Zukunft zu schauen.
  • Die Lage neu bewerten: In allen Situationen macht unsere eigene bewusste oder unbewusste Bewertung der Lage den Unterschied. Viele Menschen überschätzen die Bedeutung einer Niederlage erheblich. Wenn es um Fragen um die Zukunft geht, wird häufig die Dauer und Intensität von negativen Gefühlen und Einflüssen überbewertet - man wird zum Schwarzseher. Eine neue Perspektive schafft es, die Lage neu zu bewerten und in der aktuellen Situation nur eine Zwischenstation im Leben zu sehen und die Chance zu erkennen, daran zu wachsen.
  • Zusammen Stärke zeigen: Zum mentalen Training zählen beispielsweise Motivationstraining, Stärkung des Selbstbewusstseins, Entspannungstechniken und Umgang mit Ängsten.

Wem es alleine schwer fällt, Ängste zu überwinden, der kann es mit einem Partner versuchen. Egal ob dieser Partner der beste Freund, ein Familienmitglied oder ein speziell geschulter Coach ist, gemeinsam kommt man oft leichter zum Ziel.

Fazit

Optimismus, Disziplin und Selbstvertrauen sind Fähigkeiten, die zur mentalen Stärke gehören. Wer an sich und seine Möglichkeiten glaubt, wird seine Ziele wesentlich häufiger erreichen, als jene, die daran zweifeln. Wer gelernt hat, Stress und Anspannung mit Meditation oder Bewegung zu kompensieren, kann bei Herausforderungen souveräner reagieren. Mentaltraining stärkt die dazugehörigen Fähigkeiten, wir können im alltäglichen Durcheinander gelassener reagieren und so auch schwierige Aufgaben meistern. Selbst unerwartete Katastrophen werfen uns dann nicht mehr so schnell aus der Bahn.

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