Führungsstile - wertorientiert planen, entscheiden, leiten

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Wir definieren den Begriff Führungsstile und zeigen die verschiedenen Führungsstile auf. Die Frage, welche Führungsstile für welche Unternehmen geeignet sind und ob es den einen besten Führungsstil für ein Unternehmen gibt, wird erörtert. Lesen Sie hier, welche Faktoren bei der Findung des richtigen Führungsstils eine Rolle spielen:

Definition

Mit Führungsstil wird die Art und Weise, mit der eine Führungskraft in Verwaltung und Wirtschaft ihre Führungskompetenzen und -aufgaben ausübt, bezeichnet. Die Entscheidung, welcher Führungsstil in Unternehmen zum Tragen kommt, gehört zur Unternehmenspolitik und den Unternehmenszielen. Die Personalpolitik in Unternehmen befasst sich daher mit allen Fragen dazu. Führungsstile werden geprägt durch die innere Einstellung der Führungskräfte zu ihren Mitarbeitern und von den angewandten Führungstechniken. Besteht also von vornherein kein einheitlicher Führungsstil, muss er durch die Personalpolitik bestimmt werden. Führungserfolg entsteht durch einen einheitlichen Führungsstil aller Führungskräfte. In Zeiten des Fachkräftemangels sind gut geführte Mitarbeiter ein Indikator für ein gut geführtes Unternehmen.

Gibt es den besten Führungsstil?

Von demokratisch bis autoritär, von richtungsorientiert zu gruppenbezogen - es gibt eine Vielzahl an Führungsstilen. Was ist nun der beste Führungsstil für ein Unternehmen? Im Grundsatz gilt: Es gibt nicht den einen besten Führungsstil. Es gibt nicht den richtigen oder den falschen Führungsstil, denn wie die Mitarbeiter im Team richtig geführt werden, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab.

Auf der einen Seite spielt die Persönlichkeit des Vorgesetzten eine wichtige Rolle, auf der anderen Seite muss auch jeder einzelne Mitarbeiter individuell betrachtet werden. Nicht jeder Mensch ist gleich, darum ist es wichtig, Teams und einzelne Gruppenmitglieder abhängig von Erfahrung, Leistung und Persönlichkeit individuell zu führen. Dafür braucht jede Führungskraft Fingerspitzengefühl und eine gute Menschenkenntnis.

Ziel von Unternehmen ist es letztlich, das Beste aus Führungskräften und Mitarbeitern herauszuholen. Führungsstile sind zudem branchen-, unternehmens- und personenspezifisch. Eine Anwaltskanzlei wird anders geführt als ein IT-Startup-Unternehmen. Mitarbeiter suchen mittlerweile immer öfter nach dem Sinn in ihren Tätigkeiten. Die Motivation und Identifikation von Beschäftigten mit dem Unternehmen lebt vom Führungsstil des Vorgesetzten.

Welche Führungsstile gibt es?

In der Vergangenheit wurden viele Unternehmen von der Führungstypologie nach Max Weber (1864 - 1920) geprägt. Er war Soziologe und gilt als der Erste, der unterschiedliche Führungsstile erkannte und beschrieb.

Kurt Lewin - ein deutscher Sozialpsychologe, der 1933 in die USA ausgewandert ist - gilt als Vater der Führungsstilforschung. Er untersuchte bereits 1939 mit seinem Team, welche Führungsstile in Unternehmen beliebt sind.

Es gibt eine große Zahl von Führungsstilen, dazu kommen noch unzählige Mischformen. Hier sind die wichtigsten Grundformen:

Grundformen der Führungsstile

Die 7 bekanntesten Führungsstile

Führungsstile nach Kurt Lewin

1. Autoritärer Führungsstil

Hierbei hat die Führungskraft die alleinige Entscheidungsgewalt und Weisungsbefugnis. Die einzelnen Mitarbeiter haben bei wichtigen Fragen kein Mitspracherecht. Auf diese Weise funktionieren häufig kleinere und mittlere Familienunternehmen. Erfahrungsgemäß ist dieser Führungsstil auch in der traditionellen Landwirtschaft noch verbreitet.

Reaktionsschnelligkeit in Krisensituationen sind hier die Vorteile. Auch tragen Mitarbeiter keinerlei Verantwortung für Fehlentscheidungen der Führungskraft. Nachteile sind jedoch die Demotivation der Angestellten, wenn ihre Ideen keine Rolle spielen und die mangelnde Wertschätzung von Mitarbeitern, die sich mehr Verantwortung wünschen. Dieser Führungsstil gilt als veraltet.

2. Demokratischer Führungsstil

Diesen Führungsstil, der auch “kooperativ” bezeichnet wird, prägen Eigenverantwortung, Teamarbeit und autarkes Arbeiten. Kritik darf auch von Personen aus untergeordneten Positionen geäußert werden, Vorschläge dürfen gemacht und Ideen eingebracht werden. Führungspersonen sind hier idealerweise für das Delegieren von Aufgaben und die Motivation der Mitarbeiter zuständig.

Als Vorteile sind hier die Entlastung der Vorgesetzten, ein gutes Arbeitsklima, erhöhtes Verantwortungsbewusstsein der Angestellten und mehr Innovation und Kreativität anzuführen.

Längere Entscheidungsfindungen durch Diskussionen und mehr Konkurrenzdenken sind Nachteile des demokratischen Führungsstils. Zudem kann sich eine negative Gruppendynamik der Mitarbeiter entwickeln und es besteht ein höheres Risiko des Kontrollverlustes, wenn es der Führungskraft an Durchsetzungsvermögen fehlt.

3. Partizipativer Führungsstil

In diesem Prozess ist die Führungsperson -ähnlich wie beim demokratischen Führungsstil - meist als Moderator tätig. Der Vorteil dieses Führungsstils ist das gleichberechtigte Zusammentreffen von Kreativität und Ideenreichtum der Mitarbeitenden, denn hier steuern alle ihr Wissen und Können bei. Die Entscheidung trifft und verantwortet jedoch die Führungskraft. Ein Nachteil kann dabei sein, dass sich engagierte Mitarbeiter übergangen fühlen, wenn ihre Vorschläge nicht umgesetzt und Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen werden.

4. Laissez-Faire-Führungsstil

Dieses Führungsmodell wird durch große Entscheidungsspielräume der Mitarbeiter gekennzeichnet. Die Aufgaben werden von den Mitarbeitenden selbst verteilt und die Entscheidungen werden dann im Team getroffen, ohne die Zustimmung der Führungskraft. Die Vorteile sind hierbei die hohe Leistungsbereitschaft und Motivation der Angestellten und die daraus resultierende Kreativität und Innovation.

Nachteilig wirkt sich aus, dass Freiheiten teilweise von Mitarbeitern ausgenutzt werden, und auch das Risiko schlechter Gruppendynamik und des Kontrollverlustes steigt. Es können sich potentiell mehr Konkurrenzkämpfe bilden und Kommunikation und Vorgehensweisen können leichter im allgemeinen Chaos enden.

Führungsstile nach Max Weber

5. Patriarchalischer Führungsstil

Patriarchalischer Führungsstil, bei weiblichen Führungskräften auch “matriarchalisch” genannt, ist dem autoritären Führungsstil sehr ähnlich. Hier sieht sich die Führungsperson in der Vater- oder Mutterrolle, die die Verantwortung für alle Entscheidungen trägt. 

Vorteile bei diesem Stil sind klare Anweisungen und Vorgaben an die Mitarbeiter. Nachteilig ist jedoch auch hier ein mangelnder Freiraum für leistungsstarke Mitarbeiter im Hinblick auf neue Ideen und Innovationen.

6. Bürokratischer Führungsstil

Hierbei werden Vorgaben und Regeln der Arbeitsabläufe vordefiniert. Es gibt feste Richtlinien, an die sich Führungskräfte und Angestellte halten müssen. Wer die Führungsposition innehat, wird nur zeitlich begrenzt festgelegt.

Einerseits liegen die Vorteile in klaren Anweisungen, objektiven Entscheidungen und geregelten Abläufen. Andererseits ist das System starr, es gibt kaum Freiräume für Ideen und Entscheidungsspielräume und Entscheidungen können sehr lange dauern.

7. Charismatischer Führungsstil

Führungskräfte mit Charisma verfügen über die Gabe, durch ihre Ausstrahlung Menschen zu motivieren. Sie werden von ihren Mitarbeitern oft bewundert, sind selbstbewusst und eloquent. Charismatische Führungspersonen lassen Mitarbeitende selbstbestimmter arbeiten und übertragen ihnen Verantwortung. Die Begeisterung, die die Angestellten ihren Vorgesetzten entgegenbringen, ist ein großer Vorteil des charismatischen Führungsstils. Diese Begeisterung erhöht die Leistungsbereitschaft der betreffenden Mitarbeiter.

Der Nachteil ist allerdings, dass natürliches Charisma nicht sehr oft vorkommt und nicht zwingend Sach- oder Führungskompetenz bedeutet. Charismatischen Führungskräften fällt es überdies leicht, Mitarbeiter auszubeuten oder auch zu überreden. Das wirkt sich ebenfalls nachteilig aus.

Häufig ist eine Kombination verschiedener Führungsstile empfehlenswert. Ein zeitweise autoritär genutzter Führungsstil kann sich als genau richtig erweisen, wenn sich ein Unternehmen in einer Krise befindet. Die strenge Führung sollte sich aber nicht zum Normalzustand entwickeln. Eine bessere Lösung ist es, eine Unternehmenskultur zu etablieren, in der Mitarbeiter wertgeschätzt werden und ein regelmäßiger Dialog stattfindet.

Welche Führungsstile für welche Unternehmen?

Es ist eine große Aufgabe, den richtigen Mix als Führungskraft zu finden. Rund um dieses Thema hat sich daher eine große Coaching-Industrie aufgebaut. Wichtig ist, eine situative Führung zu praktizieren, nicht zu häufig zwischen den verschiedenen Stilen hin und her zu wechseln, denn dadurch erleben die Mitarbeiter die Führungskraft als unberechenbar und fühlen sich leicht verunsichert. Ein situativer Führungsstil führt mehrere Führungsstile zusammen und versucht, diese flexibel und individuell den Aufgaben und Mitarbeitern anzupassen. Einige Mitarbeiter brauchen exakte Vorgaben und klare Anweisungen, während andere vor allem Freiräume für Eigenverantwortung und Eigeninitiative benötigen. Beim Situativen Führungsstil besteht die Hauptaufgabe von Führungskräften darin, jeden Mitarbeiter nach seinen Möglichkeiten individuell zu fördern und nach seinen Stärken optimal einzusetzen.  

Zudem stellt sich auch immer die Frage, welcher Führungsstil in der aktuellen Situation der beste ist, und welcher der Grundlegende ist, der im Alltag zum Einsatz kommt.

Diese drei Faktoren spielen bei der Findung des vorherrschenden Führungsstil eine wichtige Rolle:

  • die Führungskraft
  • das Team
  • die Unternehmenskultur

1. Die Führungskraft

Die Führungskraft

Die Qualifikation einer Führungspersönlichkeit besteht darin, Mitarbeiter zu betreuen und anzuleiten, sie zu coachen und letztendlich zum Erfolg zu führen. Führungskräfte geben eine Vorstellung vor und der Erfolg wird durch das Team erreicht. Führungskräfte helfen dabei, das große Ganze zu verstehen. Was ist die Perspektive für das Team und wie ist diese mit den Unternehmenszielen verbunden? Eine Führungskraft ist die Person, die den Mitarbeitern das nötige Mentoring gibt, um ihre Aufgaben zu erfüllen und somit die gestellten Ziele zu erreichen.

2. Das Team

Das Team

Wenn jedes Teammitglied Vertrauen genießt und von Seiten der Führung Zuspruch erhält, so dass alle Mitglieder ihr volles Potential entfalten können, erhöht sich die Effektivität jedes einzelnen und auch der Erfolg des Unternehmens nimmt zu. Die Aufteilung von Verantwortlichkeiten im Team führt zu Unternehmen, deren Mitarbeiter zufriedener sind und so auch die ehrgeizigsten Ziele erreichen können.

3. Die Unternehmenskultur

Die Unternehmenskultur

Unternehmenskultur beeinflusst Ergebnisse und wirkt sich auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter aus. Eine gute Firmenkultur sorgt so langfristig für motivierte Mitarbeiter, die sich mit dem Unternehmen identifizieren und wirkt einer zu schnellen Fluktuation entgegen. Mitarbeiter erbringen höhere Leistung und arbeiten produktiver, wenn sich mit ihrem Umfeld und ihrer Arbeit zufrieden sind. Ergebnisse einer positiven Unternehmenskultur sind somit eine stärkere Mitarbeiterbindung, höhere Motivation und Engagement der Angestellten, lösungsorientiertes Arbeiten der Mitarbeiter und auch ein besseres Arbeitgeberimage auf dem Arbeitsmarkt.

Über den Autor - Sebastian Wächter

Sebastian Wächter hat als 18-Jähriger die radikalste Veränderung seines Lebens erfahren. Er stürzt beim Wandern und bricht sich das Genick. Seitdem sitzt er im Rollstuhl - er ist querschnittsgelähmt und kann weder seine Beine noch seine Finger bewegen. Auch ein Großteil seiner Armmuskulatur ist gelähmt. Dennoch gelingt es ihm, sich ein eigenständiges Leben und seine Selbstständigkeit zurückzuerobern. Er hat über Jahre ein Mindset entwickelt, durch das er es geschafft hat, große Herausforderungen zu meistern und ein erfolgreiches Leben zu führen. Die Grundlage hierfür war allerdings ein langer Weg zur Akzeptanz seines Schicksals, erst hierdurch startete seine erfolgreiche Veränderung. Heute ist Sebastian Keynote Speaker und gibt Unternehmen Impulse, wie aus Veränderung auch Fortschritt werden kann. Er wurde inzwischen mehrfach ausgezeichnet und gehört zu den "Top-100-Speakern" von Speakers Excellence. Ebenso unterstützt er als Coach Privatpersonen im Umgang mit Veränderung. Sein neues Buch trägt den Titel „Change Mindset“.

Fazit

Ein passender Führungsstil harmoniert also immer mit allen drei Faktoren - Führungskräfte, Team, Unternehmenskultur. Denn nur so wird Führung glaubwürdig überzeugend und somit auch langfristig erfolgreich.

Wer auf der Suche nach dem passenden Führungsstil ist, beginnt also immer bei den Menschen - bei der Führungskraft und bei den Mitarbeitern. Führung gelingt am ehesten, je besser sich die Beteiligten selbst und untereinander kennen. So erhöht sich die Bereitschaft des Teams, sich führen zu lassen.

“ Wer seiner Führungsrolle gerecht werden will, muss genug Vernunft besitzen, um die Aufgaben den richtigen Leuten zu übertragen - und genug Selbstdisziplin, um ihnen nicht ins Handwerk zu pfuschen.”

(Theodore Roosevelt)

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